Interview mit Regisseur Michael Gautsch


In „Die kleine Benimmschule 7“ thematisieren Sie Respekt auch vor dem Lehrer? Warum „auch“ ?

Es spielt darauf an, dass es einem leichter fällt, jemanden zu respektieren, der einem ähnlich ist. Schüler respektieren einen Mitschüler ja leichter als einen Lehrer.

Das Thema ist brennend aktuell. Kam der Themenvorschlag von Lehrerseite?

Nein, diesmal nicht. Ich hab auch noch von keiner Lehrerin und keinem Lehrer gehört, sie oder er werde nicht respektiert. Das wird anders formuliert, etwa „Die Kinder benehmen sich schlecht.“

Wie erwirbt man sich als Lehrer Respekt von den Schülern?

Das ist eine gute Frage. Eigentlich lebt das unser Film vor. Ich möchte das jetzt gar nicht analysieren. Das überlasse ich besser den Schülern, wenn sie die Arbeitsblätter zum Film ausfüllen.

Warum haben Sie das Thema erst jetzt filmisch umgesetzt?

Weil es ganz schön schwierig ist, ein solches Drehbuch allgemeingültig zu schreiben und die Schauspieler besonders herausfordert.

Das Buch wirkt an keiner Stelle belehrend und die beiden Schauspieler, die die Lehrer spielen, sind in jeder Sekunde überzeugend.

Ich bin den beiden wirklich dankbar, dass sie ihre Sache so gut gemacht haben. Jakob Schneider, der den autoritären Lehrer Trommer hervorragend spielt, baut eine ungemeine Spannung auf, die die Schüler gebannt und teilweise sogar erstarrt blicken lässt wie ein Mäuschen im Bann der Katze.

Die Rolle des Lehrers Herrn Samuel haben Sie dem bekannten TV-Serienschauspieler Falk Willy Wild gegeben.

Am Anfang war ich mir gar nicht sicher, ob diese Bekanntheit nicht ein wenig ablenkt. Er ist auch eine so sympathische Erscheinung, dass ich mich gefragt habe, ob er als Lehrer gemobbt werden würde. Schon bei den ersten Proben konnte er meine Bedenken aber zerstreuen. Wie er zu seinen Schülern steht, selbst wenn sie ihn auf der Nase tanzen, hat er schauspielerisch bravourös gemeistert.

Sie hatten diesmal besonderes Glück mit ihrem Schauspielerensemble. Die Kinder spielen auch wirklich gut.

Auf der anderen Seite hatten wir aber auch Probleme, einzelne Rollen zu besetzten. In den bisherigen Benimmschulen, die ich inszeniert habe, gab es immer einen Max. Diesmal fanden wir aber keinen, der uns wirklich überzeugt hat. So wurde aus der Rolle des Max die Maxi.


Sind Sie enttäuscht darüber?

Gar nicht. Natalie Hagemeister, die die Maxi spielt, brachte neben ihrer Begabung eine große Disziplin und eine hohen Anspruch an sich selbst mit, der mich überraschte und an Sophie Marceau in La Boum 1 erinnerte. Aus Natalie könnte mal eine Schauspielerin werden.

Auch Marie-Ellen Adebar spielte als Julia das erstemal eine größere Rolle.

Sie hatte sich schon für „Die kleine Benimmschule 4“ beworben, war damals aber zu jung für die Rolle der kleinen Schwester. Diesmal hat sie gut zur Rolle gepasst.

Haben die Kinderdarsteller eine schauspielerische Vorbildung?

Manche ja, andere nein. In Berlin werden zahlreiche Kurse angeboten, wo Kinder einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden hingehen können. Manche nehmen auch aktiv am Schultheater teil.

Kommen wir zum zweiten Hauptthema des Films: Zivilcourage.

Als wir mit der Konzeption des Filmes begonnen haben, stand dieses Thema zuerst im Focus. Wir begannen mit einer der zentralen Fragen: Wie kann man als Kind jemanden anderen helfen, wenn er bedroht oder verletzt wird, ohne sich selbst zu gefährden? Jedes Kind, das alleine zur Schule geht, kann in so eine Situation kommen. Wichtig ist daher, Kinder bald auf solche Situationen vorzubereiten, damit sie im Fall der Fälle richtig reagieren. Meistens sind sie ja unvorbereitet. Das sieht man deutlich in der Szene, wo Maxi Zeugin des Diebstahls wird. Sie weiß nicht, was sie tun soll, scheint wie gelähmt.

War es Ihnen auch so wichtig zu zeigen, wie Kinder auch das erstemal demonstrieren, für ihre Rechte eintreten?

Mindestens gleich wichtig. Die Versammlungsfreiheit und das Recht auf Meinungsfreiheit sind in den europäischen Grundrechten verankert. Aber wie lehren und lernen wir das in der Schule? Wenn Sie sich diese Frage stellen, ist die Antwort darauf gar nicht so einfach. Bei unseren Recherchen sind wir einigen interessanten Fragestellungen begegnet, etwa: Sollen bzw. dürfen Lehrer Schüler bei Demonstrationen begleiten oder müssen sie neutral bleiben.

Dürfen Sie?

Problematisch wird es, wenn es während der Unterrichtszeit geschieht. Da stehen Schulleiter dann vor nicht ganz einfachen Entscheidungen.